Songtexte Album Physikalisch

Ende
 
Ist es das Ende oder ist es der Beginn,
von der Wende direkt zum Ende hin?
Du stehst, wenn du gehst,
und du schweigst, wenn du sprichst,
im Geiste ein Freund
oft sehr öfter nicht.
 
Ist es das Ende oder ist es der Beginn,
von der Wende direkt zum Ende hin?
Du rennst, wenn du ruhst,
und du schreist, wenn du schweigst,
ein anderes Licht
und es scheint, wie es scheint.
 
Ist es das Ende oder ist es der Beginn,
von der Wende direkt zum Ende hin?
Kein Hin und kein Her,
kein Ausreden mehr,
eine Frage am Weg:
Bin ich ehrlich zu mir?
G.O.B.
 
Ich erzähl dir von meiner Stadt,
ein Fleckchen Erde, das seine Reize hat,
auch wenn man sie schon mal übersieht,
was meist am trüben, grauen Wetter liegt.
 
Attraktionen gibt’s nicht viel,
ein paar Gebäude im spätgotischen Stil
und eine Burg auf dem Sparrenberg,
unter den Großen ist sie bloß ein Zwerg.
 
Du hast es vielleicht erraten.
Ich sing von good old Bielefeld,
ein echter Freund aus alten Tagen,
der mir manchmal ziemlich fehlt.
Ich liebe sie, ich hab sie satt,
sie ist und bleibt nun mal meine Heimatstadt.
Ich lasse kaum was auf sie kommen,
mein Herz hat sie nach und nach gewonnen.
 
So mancher lacht über dich,
kein Problem, wir lachen einfach mit,
denn Toleranz ist eine Tugend hier,
vielfach erprobt am Samstag ab halb vier.
Im Zentrum rollt dann der Ball,
nicht immer schön, aber in jedem Fall
auf der Alm, die ganz Deutschland kennt
auch wenn die Wirtschaft sie anders nennt.
 
Ref
 
Lasst uns um die Häuser ziehen,
denn auf eines können wir hier zählen,
dass noch jede Nacht ein Späßchen war,
ob in der Altstadt oder am Boulevard.
Auch in der Zwiebel brennt noch Licht,
Norbert macht erst zu später Stunde dicht.
Und vorher noch ein paar sehr gute Bier
was will man mehr – dort bleiben wir!
 
Ref
Meine Weisheit
 
Ich weiß genau, dass die Erde keine Kugel ist,
dass sie vielmehr elliptisch ist,
dass sie damit auch nicht perfekt ist,
so wie wir so wie wir, so wie ihr so wie ihr.
 
Ich weiß genau, dass man weniger bekommt fürs Geld,
dass man Whisky ohne Eis bestellt,
dass man auf sich große Stücke hält,
so wie wir so wie wir, so wie ihr so wie ihr.
 
Doch meine Weisheit kotzt mich an,
denn sie ist nur geliehen,
und dass sie nichts verändern kann,
musste ich längst einsehen.
Ich hab es nicht gemacht,
hab’s mir nicht ausgedacht,
wie diese Harmonien.
War nicht schon einmal alles da?
Und trotzdem …
 
Ich weiß genau, dass der Wind sich ganz von selber dreht,
dass die Zeit auch ohne Uhr vergeht,
das man besser über vielem steht,
so wie wir so wie wir, so wie ihr so wie ihr.
 
Ich weiß genau, dass man Menschen schon mal falsch einschätzt,
dass man manches besser bleiben lässt,
dass das Beste kommt zu guter Letzt,
so wie wir so wie wir, so wie ihr so wie ihr.
 
Ref
Protest
 
Zu viel ist geschehen, wer kann da noch ruhen?
Die Volksseele kocht, es gibt zu viel zu tun,
All diese Krisen haben mein Weltbild verstellt.
Wo helfe ich zuerst, wem spende ich etwas?
Geld ist nicht genug, vielleicht ein kleiner Selbstbetrug,
zu glauben man hat was getan und schaut sich stolz die Quittung an.
 
Du hast nur zwei Hände, nur ’nen Menschenverstand,
und keine Verbindung zu ’nem starken Verband.
Und weil dich kein Kanzler vorsprechen lässt,
bleibt dir bloß eins und das ist der
Protest, Protest, Protest, halt an deinen Werten fest,
bau ein Plakat und schreib was drauf, zieh damit in die Schlacht hinaus.
 
Dann stehst du da und schreist deine Parolen,
die Leute schauen und gehen schnell vorbei,
die Staatsgewalt macht sich auf dich zu holen,
Bedrohung im Blick setzt gleich mehr Kräfte frei.
Es fliegen Worte, es hagelt Courage,
Überzeugung trifft hier auf Gehalt,
auch Wasserdruck ändert nichts an der Lage,
das ist Demokratie in ihrer wahren Gestalt.
 
Sieh genau hin, schau sie dir an,
Schulter an Schulter, schrittweise voran.
Der Glaube als Antrieb,
der Wille als Schild,
so schafft man sich Freiheit.
 
Ich muss sie gestehen, die Zweifel daran,
dass demonstrativ sich das Blatt wenden kann.
Die großen Entscheidungen hinter Türen gefällt,
über Köpfe hinweg von uns mal gewählt, ist halt gewählt,
denn auch deine Stimme zählt.
In der ungezähmten Form ist ihre Wirksamkeit enorm.
 
Ref, Bridge, Ref
Mit Freudentränen
 
Der eine schließt den Bund der Ehe,
ein anderer sucht durch Weite Nähe,
manch einer streicht sein Leben neu.
 
Der eine hat viel Gold zu geben,
ein anderer möchte sich verlieben,
mancher ist ganz der Arbeit treu,
der Arbeit treu.
 
Mit Freudentränen in den Augen
schau ich die alten Bilder an.
So ist das nun mal mit guten Freunden,
dass eine Nacht acht Tage lang sein kann.
 
Das ist die gute Zeit,
kein Moment davon tut uns leid,
die Minuten, die Stunden, die vielen Runden.
Die nicht da waren, die haben es bereut.
 
Der eine kämpft mit Soll und Haben,
ein anderer trifft aus allen Lagen,
manch einer still sich Freude gönnt.
 
Alleine irrten wir durchs Leben,
würde es das Wort nicht geben,
das der Volksmund Freundschaft nennt
und doch nicht kennt.
 
Ref, Bridge, Ref
Physikalisch
 
Ich erklär dir die Welt, so dass sie dir gefällt.
Bei jeder Kleinigkeit steh ich als Fachmann bereit,
mit mir ist immer alles ganz plausibel.
 
Die Lösung liegt auf der Hand, habe ich schnell erkannt.
Wo ist denn das Problem, ich kann es wirklich nicht sehen,
doch dann kommst du und plötzlich wird es klar,
dass nie was zu verstehen war.
 
Bevor es zu einfach wird,
machst du es schön kompliziert,
denn du bist physikalisch.
Aus deinem Versuchsaufbau
wurde bisher niemand schlau,
selbst du kennst dein Geheimnis
nicht ganz genau.
 
Spannung baut sich auf, der Strom nimmt seinen Lauf.
Ich leiste Widerstand, argumentiere galant,
doch dagegen bin ich wirklich machtlos.
 
Alles ist relativ, denke ich konstruktiv
Auch deine Reizbarkeit hat eine Maßeinheit.
Sie ist sehr klein und macht mir deutlich klar,
dass Explosion die Absicht war.
 
Ref
 
Jetzt wo Du Dich gerade hysterisch auf dem Boden wälzt, mal ’ne kurze Frage:
Was ist passiert? Hat der Iran waffenfähiges Uran angereichert,
sind die Polkappen endgültig abgeschmolzen?
Kollidiert die Erde nächste Woche mit einem Kometen? Nee? Na, was’n dann?
 
Ref
Ist ja gott
 
Ich sitze hier im Nirgendwo, die Sonne strahlt abartig froh,
der Wind tut das, was er gut kann, und weht herum.
Das hat sich einer ausgedacht, in sieben Tagen einst vollbracht,
so steht’s geschrieben, dann wird es wohl stimmen.
 
Ich las in diesem Buch, wer’s nicht glaubt, ist verflucht
und bucht sich quasi in der Hölle ein.
Da schwenke ich doch lieber etwas Weihrauch rum,
zieh mir entrückt ne weiße Scheibe rein.
 
Ist ja gott,
ich bin jetzt fromm,
damit ich auch ein Stück vom Himmel abbekomm.
Ich will ein Ticket nach dem Tod,
nach all der Plackerei und Not (2.: nach all der Quälerei und Wut).
Welchen Glauben muss ich glauben,
damit sich’s für mich lohnt?
 
Alle Wege führen nach Rom, doch nicht zu Gott, glaub mir, mein Sohn.
Nur unserer gibt dir ewiges Geleit.
Das meinen die anderen auch, sag ich, auch sie sahen ins helle Licht.
Wer weiß von Euch denn tatsächlich Bescheid?
 
Die Reinkarnation, Jungfrauen, sehr viel davon,
und auch ne Wolke hat so ihren Reiz.
Konkurrenzsituation für Eure Religion
Was wohl der Meister dort oben dazu meint?
 
Ref
 
Jetzt mal ganz entspannt, ihr seid doch tolerant.
Ich bin doch auch nur ein verlorenes Schaf,
das vom Segen direkt in die Traufe kam,
denn eure Nächstenliebe bringt mich um den Schlaf.
 
Ist ja gott,
ich bin nicht fromm,
ihr werdet oben locker ohne mich auskommen.
’ne Ewigkeit alles im Lot.
Nein, ich will auch Quälerei und Wut,
das könnt ihr mir gerne glauben,
darin seid ihr doch ganz gut.
Gedanken X
 
Träume in den Tag, stell dir vor, was alles geht,
finde die Erklärung, wer an den großen Rädchen dreht.
Begründe eine Religion, mach dich von jetzt auf gleich davon,
Entwirf ’nen Businessplan, fang mit der Wahrheit an,
es ist spät.
 
Passiert es nur in deinem Kopf,
ist es bloß Gedankensex,
eine Synapse, die sich
ungehemmt neu vernetzt.
Du denkst, doch bist
deshalb noch lange nicht.
Bring die Idee zur Tat,
alles andere ist halb hart.
 
Geh uns auf den Geist, halt was für die Nachwelt fest,
stell dich ganz nach vorne, gib der Konkurrenz den Rest.
Infizier die Politik, bring Glaubwürdigkeit zurück,
dreh deinen eigenen Film, lass deine Muskeln spielen,
warum nicht …
 
Ref
 
Hegel und Kant, Schopenhauer, mein Freund,
kaum einen Gedanken habt ihr für uns versäumt,
doch irgendwann hat sich wer ausgedacht,
dass sehr viel Grübeln auch unglücklich macht.
Erkenntnisgewinn hat nun seinen Preis,
dass man je mehr auch umso weniger weiß.
 
Ref
Wer bremst, kapiert
 
Acht Zylinder, ich geb Gas,
hol mir mal eben so zum Spaß
mit meinem neuen SUV
ein kleines XXL‐Menü.
Verseuchtes Tierleid schön abstrakt
für uns sauber abgepackt.
Logistik, die das Hirn verletzt.
Erdbeerkomplott … zum Weihnachtsfest
 
Wer bremst, kapiert.
Wer bremst, kapiert,
dass längst das Chaos konsumiert,
dass längst das Chaos, das Chaos konsumiert
 
Welch ein Globalisierungsglück,
beim Shoppen geb ich mir den Kick.
Das ist die schöne dritte Welt,
die mir auf meiner Haut gefällt.
Plastik ist Philosophie,
Reparieren lohnt sich nie.
Aus alt mach neu, so schnell kann’s gehen.
Nachhaltigkeit … muss man verstehen.
 
Ref
 
Auch wenn du’s nicht selber siehst,
Auch wenn du’s nicht selber spürst,
die Werbung dir suggeriert,
dass alles in Ordnung ist,
es passiert, es passiert.
 
Ref
Der Letzte
 
Du dachtest einst, die Zeit geht dich nichts an.
Was vor dir lag, schien unvorstellbar lang.
Doch jetzt bist du, bist du ein alter Mann
und kennst dich nicht aus.
 
Komm nimm es leicht, sagst du ganz still zu dir,
der Blick zurück wiegt nur im Herzen schwer.
Was jetzt betrübt, ist bald schon lange her
und macht nichts aus.
 
Einer von uns wird der Letzte sein,
verdammtes Leben.
Einer von uns muss ohne die Anderen sein,
er hat meinen Segen.
 
Die Falten tief, die Stimmung seltsam hoch,
das gleiche Spiel wohl ein paar Jahre noch.
Hat es gereicht, hat es zu was geführt,
dass man ungern verliert?
 
Ein letztes Glas auf das, was kommen wird,
auf den Plan, der niemals ausgeführt,
dass man verhallt gänzlich ungehört,
unerhört …
 
Einer von uns wird der Letzte sein,
verdammtes Leben.
Einer von uns muss ohne die Anderen sein,
ich will’s nicht erleben,
ich will’s nicht erleben.
Draußen nur Kännchen
 
Nicht wieder mit dem falschen Fuß,
sondern dem richtigen Entschluss
heute aufgestanden
und morgen schon sehr warm empfangen.
 
Notariell zeugt das Papier:
dieses Stück Land gehört jetzt mir,
ein Paradies aus zweiter Hand,
durch meine rinnt bald Sand.
 
Die Aussicht phänomenal,
die Brandung klingt in den Ohren,
ein Außenstützpunkt war’s mal,
nun ist er auserkoren
als kleine Kneipe am Kap.
Ich stehe bald in ihr,
folgende Regeln schreibe ich an die Tür:
 
Draußen … draußen nur Kännchen
und drinnen nur einen im Tee.
Auf meinen Bänken ist Sitzen verboten,
Schwimmen erlaubt nur bei stürmischer See.
 
Sonnengegerbt, tiefenentspannt
bin ich das erste feste Land
nach Wochen auf dem weiten Meer.
Dort ist die Bar, kommt her!
 
Hier könnt ihr spinnen euer Garn,
erzählt, was ist euch widerfahren.
Ein Aufenthalt an diesem Ort
spült alle Pläne fort.
 
Bridge
 
Ref
In dieser Nacht
 
Es ist mal wieder spät am Abend,
die Welt versinkt im fahlen Licht,
die laue Luft schickt letzte Grüße,
der Rest vom Tag weicht zögerlich.
 
Aus den Augen müder Häuser
dringt gedämmte Üblichkeit,
irgendwo wird Musik lauter,
Nachbarn gönnen sich ’nen Streit.
 
Der Duft des süßen Lebens
zieht klebrig seine Spur,
verführt selbst treue Seelen
gleich fährt das Taxi vor.
 
Wir tauchen ab, nehmen ein Bad
in dieser Nacht.
Wir reflektieren beim Selbstverlieren
in dieser Nacht,
was am Tag auf uns gefallen ist.
 
Herein, die Türen sind geöffnet,
die Magenschmerzen stehen bereit,
es empfängt ein Ambiente,
das nach Selbstzerstörung schreit.
 
Der Boden haftet an den Sohlen,
der Blick schweift ne Ewigkeit,
bleibt hier und dort mal hängen,
an was im Dunkeln Schönheit scheint.
 
Es füllen sich die Gläser,
es leert sich der Verstand,
Wortfetzen jeder Größe
sind ab jetzt unser Gewand.
 
Ref
 
Mal einmal nichts verstehen,
’ne Menge Mist erzählen,
was man am Morgen nicht mehr weiß.
Wenn die Sonne oben steht,
der Wahnsinn weitergeht,
sind wir längst davon befreit.
 
Ref